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Auswahl mit Verlust

Warum ist das ein Problem?

Jede talentierte Ärztin, die auf der Karriereleiter verlorengeht, bedeutet einen Verlust für jeden Patienten, für uns alle. Besonders in Anbetracht des sich anbahnenden Ärztemangels können wir uns diesen Verlust nicht länger leisten, sondern müssen das Qualifikationspotential der Ärztinnen nutzen. Nur dann sind eine optimale Krankenversorgung und exzellente Forschung möglich.

Was sind die Gründe für diesen Verlust?

Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Die Qualifizierungsphase in der wissenschaftlichen Karriere zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr geht mit der Phase der Familiengründung einher. So ist es naheliegend, dass strukturelle Barrieren, also mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine große Rolle spielen. Hier gibt es noch erheblichen Bedarf, Arbeitsplätze familienfreundlicher zu gestalten, z.B. durch flexible Arbeitszeiten, Teilzeitmodelle sowie eine arbeitszeitkonforme und qualifizierte Kinderbetreuung.

Altersgrenzen bei der Vergabe von Stipendien, Forschungspreisen etc. benachteiligen Wissenschaftlerinnen mit Auszeiten, z.B. wegen Kinderbetreuung.

Zudem fehlen Vorbilder, sogenannte „Role-Models“, die talentierte Ärztinnen ermutigen, den wissenschaftlichen Karriereweg trotz Familie einzuschlagen und zu verfolgen. Aber auch Ärztinnen ohne Kinder haben es immer noch schwer, bis an die Spitze zu gelangen. Das heißt, es existieren nicht nur strukturelle, sondern auch mentale Barrieren. Studien zufolge nimmt das Selbstvertrauen der Ärztinnen trotz bester Noten mit jeder Qualifizierungsphase ab, wohingegen das der männlichen Kollegen steigt. Tendenziell werden die Leistungen der Frauen unter- und die der Männer überbewertet. Die Folge ist eine – wenn auch häufig unterbewusste – Demotivierung und subtile Diskriminierung der Frauen. Hinzu kommt das Prinzip der sozialen Homophilie, d.h. Männer fördern Männer, da ihnen das eigene Geschlecht vertrauter ist. Der Wissenschaftsrat hat bereits 1998 gefordert, Medizinerinnen konsequent in ihrer Karrieremotivation zu unterstützen. Der deutsche Ärztetag hat 2002 eine Verbesserung der Stellung der Ärztinnen angemahnt. Auch die Bundesregierung setzt mit den beiden Professorinnenprogrammen (2008-2012 und 2012-2017) ein deutliches Zeichen, die Chancengleichheit für Frauen in Forschung und Lehre zu verbessern. Auch wenn diese Programme sichtbare Zeichen setzen, bleibt noch viel zu tun.

Als erfolgreiche Wissenschaftlerinnen und Ärztinnen, die seit Jahren Nachwuchsförderung betreiben, kennen wir die Stolpersteine und wissen wie man den Kolleginnen helfen kann, diese zu umgehen und neue Karrierewege zu beschreiten. Deshalb wollen wir unsere Expertise nutzen und weibliche Talente in der Medizin gezielt fördern. Dazu benötigen wir Ihre Hilfe.

Die Situation in Mainz

Die Zahlen der Universitätsmedizin Mainz spiegeln die Situation der Medizin in ganz Deutschland wieder: Obwohl der Anteil an Medizinabsolventinnen auf ca. 65 % bundesweit gestiegen ist, sind nur 17 % aller Professuren in der Medizin mit Frauen besetzt. Damit ist der Anteil von Professorinnen in der Medizin so niedrig wie in den Fächern Mathematik und Ingenieurswissenschaften (in denen allerdings bereits der Anteil von Studentinnen entsprechend niedrig ist). Ein genauerer Blick auf die Zahlen in der Medizin verrät, dass Medizinstudentinnen ihr Studium genauso erfolgreich abschließen wie ihre männlichen Kommilitonen. Mit jedem weiteren Karriereschritt nimmt der Anteil an Frauen dann aber drastisch ab. In keinem anderen Fach geht die Schere zwischen den Geschlechtern mit zunehmender Qualifikationsstufe so weit auseinander. 

Rechnerisch bedeutet dies: Jeder fünfte Arzt bekommt eine Top-Ten-Position, dagegen nur jede vierzigste Ärztin. Dies lässt erkennen, dass diese Auswahl zu einem enormen Verlust an talentierten und qualifizierten Ärztinnen führt. Die Besten gelangen damit nicht zwangsläufig an die Spitze.