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"Auftakt mit viel Schwung" - Auftaktveranstaltung des Vereins am 11. Oktober 2017

 

Dr. Petra Schwarz, PD Dr. Christina Erbe, Prof. Dr. Dr. Monika Daubländer, Brigitte Stoll-Reichelt, Prof. Dr. Ellen Closs, Prof. Dr. Cornelia Dietrich, Dr. Birgit Pfeiffer, Prof. Dr. Wibke Müller-Forell (vl); Foto: Silv Malkmus

Impressionen von der Auftaktveranstaltung

Begleitet von schwungvoller Musik, dargeboten durch „Klezmers Techter“, fand  am 11. Oktober im Hörsaal Chirurgie der Universitätsmedizin Mainz die Auftaktveranstaltung unseres Vereins statt.

Frau Prof. Dr. Ellen Closs, Vorsitzende des Vereins, begrüßte circa 150 Gäste, darunter Vertreterinnen des Ministeriums für Familie, Frauen, Jugend, Integration und Verbraucherschutz des Landes Rheinland-Pfalz, den Präsidenten und Vizepräsidenten der Johannes-Gutenberg-Universität, den derzeitigen und ehemaligen Wissenschaftlichen Vorstand, den Kaufmännischen Vorstand, den Prodekan für Lehre, Kuratoriumsmitglieder der Stiftung Universitätsmedizin, Vorstände der Mainzer Volksbank, die Regionalgruppen-Vorsitzende des Deutschen Ärztinnenbundes, sowie zahlreiche Gleichstellungsakteurinnen der Stadt Mainz, der Universität und der Universitätsmedizin.

In seinem Grußwort beklagte Prof. Dr. Ulrich Förstermann, Wissenschaftlicher Vorstand der Universitätsmedizin, den Mangel an Professorinnen in der Medizin. Die Medizin sei in der glücklichen Lage, über eine große Anzahl begabter, kluger und fähiger Absolventinnen zu verfügen.  Durch strukturelle und mentale Barrieren, auch als „gläserne Decke“ bezeichnet, erlangten aber viel zu wenige von diesen Talenten Professuren oder andere Führungspositionen. Die Identifizierung und Beseitigung dieser Barrieren sei eine komplexe Aufgabe, bei der der Verein eine willkommene Unterstützung biete. Er zitierte die Vizepräsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes: "Deutschland könnte eine bessere medizinische Versorgung haben, wenn es die besten Ärzte nach oben schaffen würden" „...doch offensichtlich wird nicht das gesamte Pool an Talenten herangezogen, wenn es um die Topjobs geht. Viele hoch qualifizierte Medizinerinnen bleiben auf der Strecke.”

Der Biopsychologe Prof.  Dr. Dr. h.c. Onur Güntürkün sprach in seinem fasziniereden Vortrag „Die Gedanken sind frei“ über Chancen und Gefahren der aktuellen neurowissenschaftlichen Forschung und stellte die Frage, ob künftig Gedankenlesen möglich sei. In spannenden Bildern demonstrierte er die Komplexität und Plastizität des menschlichen Gehirns und zeigte Ansätze, wie Gedanken visualisiert werden können. Die Kenntnisse hierüber bieten die Möglichkeiten für ganz neue medizinische Anwendungen, wie er eindrucksvoll in Filmbeiträgen demonstrierte: allein durch die Macht ihrer Gedanken gelang es zum Beispiel einer querschnittsgelähmten Patientin, nach intensivem Training einen Robotor zu bewegen und damit zum ersten Mal seit 15 Jahren selbstständig zu trinken.  Nach Einschätzung des Experten ist aber die Komplexität und Variabilität des menschlichen Gehirns zu groß, als dass jetzt oder auch künftig spontan Gedanken gelesen werden könnten. Die Gedanken bleiben also frei!

Frau Dr. Simone Emmelius, Leiterin von ZDFneo, moderierte die anschließende Podiumsdiskussion zum Thema „Wozu brauchen wir neue Wege in der Medizin?“. Gleich zu Beginn verneinte Prof. Güntürkün die Frage, ob Frauen und Männer unterschiedlich forschen. Frau Prof. Dr. Annette Hasenburg, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Frauengesundheit der Universitätsmedizin Mainz, stellte offen eigene Erfahrungen der Diskriminierung als Frau in der Medizin dar. Gefragt nach der größten Hürde in ihrer Karriere, benannte sie männliche Netzwerke. Die Privatdozentin Dr. Julia Weinmann-Menke, Fachärztin für Innere Medizin an der Universitätsmedizin Mainz, hob hervor, wie wichtig private und berufliche Unterstützung sind, um - wie sie - Karriere und Familie zu vereinbaren. Sie selbst habe als Mentee vom Mentoringprogramm der Universitätsmedizin stark profitiert. Als Mentorin in diesem Programm gibt sie mittlerweile ihre Erfahrungen weiter.  Konsens bestand darin, dass es weiblichen Talenten oft an Zutrauen an die eigenen Fähigkeiten fehlt. Dr. Marc Höcker, Soziologe an der Universität Köln, unterstrich die Effektivität individuellen Coachings, um Wissenschaftlerinnen zu bewegen, eigene Netzwerke aufzubauen und sie zu ermutigen, selbstbewusst ihre Karriere voranzutreiben. Dass gezielte Maßnahmen erfolgreich sind, belegte Herr Prof. Dr. Hendrik van den Bussche, emeritierter Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Am UKE ist es durch finanzielle Anreize inzwischen gelungen, den Professorinnenanteil auf 30% zu erhöhen. Damit steht Hamburg deutschlandweit an der Spitze, wogegen  Mainz derzeit knapp unter dem Bundesdurchschnitt von etwa 15% liegt.  

In seinem Schlusswort hob Herr Prof. Dr. Georg Krausch, Präsident der Johannes Gutenberg Universität, hervor, wie vielschichtig die Aufgabe ist, Chancengleichheit zu verwirklichen. Durch traditionelle Rollenbilder erhalte sich das System selbst. Als wichtige Maßnahme propagierte er eine Änderung der Berufungskultur an der Universitätsmedizin.

Der Abend endete mit lebhaften Diskussionen und Zeit zum Netzwerken  bei rheinhessischen Tapas und Wein – insgesamt ein sehr gelungener Auftakt, der dazu einlädt, den Verein zu unterstützen und mitzumachen bei der Suche nach neuen Wegen in der Medizin